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RAINER BARBI in Rheinbach

Am 05. und 06. Dezember, einem Freitag und einem Samstag im Jahre des Herrn 2003 war Rainer Barbi im Pfeifenstudio Frank in Rheinbach zu Gast. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen, es wurde ein Zimmer gebucht, die Reisetaschen gepackt und am Freitag zur Mittagsstunde gings dann endlich los.

Wir, das waren Uli, der extra aus der Schweiz anreiste, Jürgen und meine Wenigkeit. Einige Tage vor Reiseantritt wurde natürlich unsererseits nicht versäumt, Achim dringend darauf hinzuweisen, dass so ein Schwarm eifelhandy-gehärteter Pfälzer mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Lage ist, einen ganz ordentlichen Durst zu entwickeln, vom Appetit will ich erst gar nicht nicht reden, welches die vorhandene Logistik natürlich vor eine besondere Herausforderung stellen würde.

Erschwerend für den Gastgeber kam noch hinzu, dass natürlich noch andere Gäste erwartet wurden. Wie sich dann zu einem späteren Zeitpunkt am Tage, bzw. der Nacht herausstellte, wäre dieser Hinweis nicht unbedingt erforderlich gewesen.

Ein Fotodokument der Zeitgeschichte - "Der Meister raucht Pfeife" :-)

Gegen 14.30 Uhr schlugen wir dann glücklich bei Achim ein und endlich konnten wir dann Rainer Barbi mal persönlich kennenlernen. Der Funke sprang sofort über und alles war klar. Er hatte seine mobile Werkstatt aufgebaut und zeigte den interessierten Zuschauern anhand einiger vorbereiteter Werkstücke den Weg, den ein Bruyère-Block zu gehen hat, bis aus ihm eine "Highgrade made in Germany" wird (hmm - oder auch nicht). Willi, mit dem ich mich bei unserem Treffen drei Wochen zuvor an gleicher Stelle verabredet hatte und Hans-Jürgen waren in der Zwischenzeit auch eingetroffen. Die Pfeifen wurden gestopft, von Damen, die ein echter Augenschmaus waren, bzw. heute mit Sicherheit auch noch sind, wurde Kaffee gereicht und es entwickelte sich sofort ein sehr interessantes Fachsimpeln, das sich über alle Gebiete der Pfeifologie erstreckte.

Natürlich präsentierte Rainer auch eine grosse Anzahl seiner Meisterstücke, welche ausgiebig begutachtet wurden. Eine, dieser wirklich erlesenen Pfeifen, sprang mir sofort ins Auge und rief mir ununterbrochen mit steter, hell klingender Stimme zu "Nimm mich, nimm mich,..." Da es anscheinend sonst niemand hörte, erbarmte ich mich und das gute Stück wurde eine glückliche und zufriedene Pfälzerin.





So verging die Zeit im Fluge und wir merkten, inzwischen war es kurz nach 19.00 Uhr, erst durch ein ausgeprägtes Hungergefühl, dass es jetzt langsam, aber sicher an der Zeit wäre, vom gemütlichen zum noch gemütlicheren Teil überzugehen. Dazu wechselte die gesamte Mannschaft in die angrenzende Weinstube. Achim hatte uns schon vorab angekündigt, dass uns und den anderen Gästen ein typisch rheinländisches Mahl aufgetischt werde. Nun, es gab einen herrlichen Schweinebauch vom Grill, das ganze natürlich am Stück, dazu ebenso herrlichen Grünkohl mit Salzkartoffeln.

Ein Schmaus, wahrlich prädestiniert zum ausgiebigen Befüllen unserer pfälzischen Mägen, zum Runterspülen des Ganzen wurde kühles Kölsch gereicht. Nun, es kam dann wie es kommen musste - Reste wurden keine gemacht, es blieb wirklich nichts, aber auch gar nichts übrig. Ein Umstand, der für Pfälzer natürlich nichts neues ist. Aber ich kann den geneigten Leser beruhigen, es wurden alle satt!. Dem Küchenchef Friedhelm, der dieses opulente Mahl zubereitet hatte, sei auch an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt.

Jetzt, da alle ausreichend gesättigt waren, wurden aufs Neue die Pfeifen entzündet und Rainer begann mit seinem Vortrag. Locker und flockig vorgetragen, versteht er es mit einer schier unglaublichen Leichtigkeit und einer blendenden Rhetorik, den Zuhörer in den Bann zu schlagen. Es war ein echtes Highlight und ein wahrer Genuss ihm zuzuhören. Hier konnte der Pfeifenraucher nun aus berufenem Mund seinen Horizont über die Entstehung einer Pfeife von der Ernte der Bruyèrewurzel bis zum fertigen Endprodukt erheblich ausweiten.

Begeistert waren wir alle, als Rainer begann, aus dem sog. "Nähkästchen" zu plaudern und uns die Kniffe und Tricks der mediterranen Plateau-Coupeure bzw. Händler schilderte, mit denen versucht wird, den evtl. unkundigen Käufer der Ware über den Tisch zu ziehen. Alles hier aufzuzählen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, genannt werden soll zum Beispiel das Durchmischen verschieden grosser Plateau-Blöcke, das Beimengen von Stücken niederer Qualität usw. Anschaulich gemacht wurde das Ganze durch das Herumreichen von mitgebrachten Bruyère-Blöcken.

Rainers Vortrag, der auch mit kleinen, lustigen Anekdoten aus seinen zahlreichen Pfeifenmacherjahren gespickt war, welche natürlich nicht unwesentlich zur allgemein herrschenden Heiterkeit beitrugen, ging dann um ca. 23.00 Uhr zu Ende. Wenn es nach uns Zuhörern gegangen wäre, hätte er noch stundenlang erzählen können. Rainer beantwortete nun geduldig die, während seines Vortrages neu entstandenen Fragen und da wir inzwischen beim zweiten Fass Kölsch angekommen waren, verdurstet war also keiner, war die Stimmung eben entsprechend. Natürlich dampften dabei die Pfeifen, Tabak zum Probieren wurde von Achim in jeglicher Vielfalt zur Verfügung gestellt. Mir sprang bei dieser Gelegenheit ein heller, leicht aromatisierter VA-Flake mit Namen "Vanille-Flake" ins Auge und natürlich auch in die Pfeife. Nun, davon wird noch an anderer Stelle etwas ausführlicher zu berichten sein.



Auch der gastgebende "Pfeifendealer" meinte er hätte eine gewisse Ahnung von der Materie und es wäre an der Zeit, an dieser Stelle auch mal was in die Diskussion einzubringen, mit dem Resultat, dass sich, wie hier klar zu erkennen ist, Rainer mit unübersehbarem Entsetzen abwenden musste, was von den Zuhörern mit nicht zu übersehender Heiterkeit quittiert wurde!:-))





Nach und nach verabschiedeten sich die anderen Gäste, sie hatten den Kardinalfehler begangen und kein Hotelzimmer zur Übernachtung gebucht. So bestand dann die Gruppe ab ca. halb drei in der Frühe nur noch aus fünf Mann, einem norddeutschen Pfeifenmacher, einem rheinländischen Pfeifendealer und - aus drei Pfälzern. Es wurde nun weiter gefachsimpelt, Pfeife geraucht und ganz gemütlich noch einige Kölsch ihrem vorbestimmten Zweck zugeführt. So kam es schliesslich, dass auch das dritte Fass Kölsch irgendwann komischerweise nur noch Luft enthielt. Eine, natürlich völlig unakzeptable Tatsache, welche, wie der aufmerksame Leser dieses Berichts sicherlich schon richtig vermutet hat, auch nicht von allzu langer Dauer war. (In solch einem Fall ist das Vorhandensein einer angrenzenden Weinstube, in welcher die Pilse unter dem Zapfhahn wachsen, von geradezu unschätzbarem Vorteil).

Über das weitere Geschehen dieser Nacht deckt der Autor, gnädig wie er nun mal ist, den grossen, dunklen Mantel des Schweigens! Natürlich nicht ganz uneigennützig, schliesslich kann man so bequem und elegant einem angedrohten Hausverbot aus dem Wege gehen. Ebenso wird aus den o. g. Gründen auf die Veröffentlichung kompromittierender Fotos, die, wie ich jedem versichern kann, in ausreichender Anzahl und bester Qualität vorhanden sind, verzichtet! Nur, soviel sei gesagt, beim Betrachten des einen oder anderen kommt man schon mal ins Grübeln. :-))

Nach einer etwas kurzen Nacht, einem reichhaltigen Frühstück und mit einiger Besorgnis, ob der körperlichen und geistigen Verfassung unseres Gastgebers, betraten wir am nächsten Morgen erneut den Ort des nächtlichen Geschehens. Die Täter kehren, wie sicherlich allgemein bekannt, immer wieder an den Tatort zurück. Wie sich alsbald herausstellte, war unsere Besorgnis unbegründet, er hatte ja auch etwas länger, aber mit Sicherheit auch unbequemer, geschlafen als wir.



Rainer sass, augenzwinkernd und fröhlich grinsend, hinter seiner Schleifscheibe, tat mit diplomatischem Geschick so, als hätte er von all dem nichts bemerkt und setzte die, am Vortag begonnene, Arbeit an einer halb- fertigen Pfeife fort. Bei reichlich Kaffee und Mineralwasser, was beides bitter nötig war, wurde noch gemütlich eine Pfeife geraucht, das eine oder andere Ereignis der vergangenen Nacht dem einen oder anderen nochmals mit kurzen Stichpunkten ins Gedächtnis gerufen, da es offensichtlich aus unerfindlichen Gründen bereits in Vergessenheit geraten war. Versorgt mit neuen Schätzen und reichlich Tabak traten wir dann gegen 14.00 die Heimreise an, die ohne grosse Zwischenfälle über die Bühne ging.

So gingen zwei herrliche Tage, letztendlich wie immer, viel zu schnell vorbei, aber es gibt ja immer ein nächstes Mal! Wir können nur jedem empfehlen, wenn er es einrichten kann, an den "Barbi-Tagen" im Pfeifenstudio Frank in Rheinbach teilzunehmen. Wer's nicht erlebt hat, hat hier echt was ganz Grosses verpasst!
Danke dafür an Rainer und Achim!





Und wer bisher bezweifelte, dass Achim einen Vogel hat, mag nun eines besseren belehrt sein. Ob es allerdings tatsächlich, wie von ihm immer wieder beteuert, nur dieser eine ist, hierzu kann und will der Autor dieser Zeilen hier keine Stellung nehmen!

Noch eine kleine Randbemerkung:

Wie der Kenner der Materie mit sicherem Blick garantiert schon festgestellt hat, hinterlässt eine harte Nacht unübersehbar ihre Spuren!

Bei wem?

Nun... :-))



© 18.01.2004 by Klaus Buhles



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